„Wir kommen da nur gemeinsam raus!“

„AlsDankeschön“-Coupon-Aktion für Geimpfte gestartet - Gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Zusammenhalt ist gefragt

ALSFELD (kiri). Es sind Zeiten, in denen man sich etwas einfallen lassen muss, um zu überleben – und zwar nicht nur gesundheitlich, sondern ebenso wirtschaftlich. Der dritte Lockdown aufgrund der Corona-Pandemie steht vor der Tür. Für Einzelhändler, Dienstleister, Selbstständige und Künstler eine Katastrophe. Eigenverantwortung, innovative Ideen und Kreativität sind gefragt – und Zusammenhalt. Der Alsfelder Verkehrsverein geht genau diesen Weg und nimmt die einzige Chance wahr, die es gibt, der Pandemie zu begegnen: Impfungen. Auf eine besondere Art und Weise sagen die Alsfelder Geschäfte jetzt „DANKE“ an alle, die sich impfen lassen: mit der Rabatt-Coupon-Aktion „AlsDankeschön!“


Bei der Aktion haben sich über 50 Gewerbetreibende aus Alsfeld und der Region zusammengeschlossen, um Geimpften Danke zu sagen. „Für uns ist Impfen die einzige Möglichkeit, dass wir wieder ein Stück weit Normalität zurückbekommen, endlich wieder öffnen dürfen und unsere Existenzen hoffentlich noch retten können“, stellen Ute Eisenach und Silke Blankenhagen fest. Beide Frauen sind seit Jahren im Alsfelder Verkehrsverein im Vorstand aktiv und als Einzelhändler wie viele andere seit Monaten von der Corona-Krise extrem betroffen.


Die Angst um die eigene Existenz, die Verantwortung für die Mitarbeiter und um die Zukunft treibt sie umher. Kein Ende in Sicht, nach wenigen Tagen von Click & Meet steht der dritte Lockdown vermutlich kurz bevor. Unterstützung vom Staat gibt es wenig, lediglich die Fixkosten werden bezuschusst – doch wovon Mitarbeiter:innen, Waren und eigene Lebenshaltungskosten zahlen, wenn der notwendige Umsatz ausbleibt? Zumal: Da man nicht weiß, wann und wie geöffnet werden darf, werden natürlich die Waren und Produkte weiter vorgehalten, meist mit einem Vorlauf an Bestellungen von sechs Monaten. Planungssicherheit gibt’s keine, eigentlich nur absolutes Risiko gepaart mit Hoffen und Bangen.

 

Wir müssen uns etwas einfallen lassen“ – stellten einige Verkehrsvereinsmitglieder fest. Sie wussten natürlich von ihren Ängsten und Sorgen, aber auch von denen anderer Weggefährten, Kollegen, Nachbarn, Kooperationspartner und Mitstreitern. „Wir sitzen alle in einem Boot, wir kommen da nur gemeinsam raus!“

 

Bereits im Dezember entstand die Idee – bei all der Diskussion, ob man sich impfen lassen sollte oder nicht – dass man diejenigen „belohnen“ könnte, die sich impfen lassen und somit einen wesentlichen Beitrag leisten, dass Gewerbetreibende außerhalb der produzierenden Industrie trotz Pandemie eine Chance auf wirtschaftliches Überleben haben. Denn: Je mehr Personen geimpft sind, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Inzidenzwert sinkt und man wieder ein normales Leben mit geöffneten Geschäften, Restaurants, Cafés, Sportstudios und natürlichen auch Kulturveranstaltungen und Festen führen kann.


Silke Blankenhagen und Ute Eisenach, beides stellvertretende Vorsitzende des Verkehrsvereins Alsfeld, werfen einen ersten Blick – gemeinsam mit Grafiker Jürgen Litzka – auf die Druckbögen, aus denen das Heft inzwischen entstanden ist.


Aus der Idee ist ein Bonus-Heft entstanden, in dem 50 Gewerbetreibende oder Dienstleister aus Alsfeld sich zusammengetan haben und attraktive Angebote anbieten. Unterstützt wird die Aktion vom Bürgermeister der Stadt Alsfeld, Stephan Paule, der als Stadtoberhaupt natürlich auch daran interessiert ist, dass wieder ein Stück weit Normalität einzieht und die Alsfelder Gewerbetreibenden ihre Existenzen retten können. Auch er sieht die Impfung als Beitrag zur Überwindung der Pandemie und findet es großartig, dass die Alsfelder aus eigener Initiative so aktiv geworden sind – beispielhaft, denn so eine Initiative gäbe es bisher in keiner anderen Stadt.

 

Der zündende Gedanke: Jeder, der sich in der Hessenhalle in Alsfeld – oder auch an anderen Orten – hat impfen lassen oder noch impfen lässt, kann ein „AlsDankeschön!“-Coupon-Heft bekommen, in dem mannigfaltige Aufmerksamkeiten zusammengetragen sind. Notwendig ist dabei die Vorlage der Impfbescheinigung, die man bei der Impfung ausgehändigt bekommt. Das Coupon-Heft gibt es deshalb nur an Stellen, an denen zum einen ein barrierefreier Publikumsverkehr möglich ist, zum anderen aber auch gewährleistet werden kann, dass eine Überprüfung des Impfstatus sowie der Datenschutz der Geimpften sichergestellt werden kann – dies ist zum Beispiel bei einigen Apotheken in Alsfeld der Fall oder bei Mitgliedern des Verkehrsvereins, die über die entsprechende Infrastruktur vor Ort verfügen. Die Orte, an denen man sich eine Broschüre abholen findet man auf der eigens gestalteten Homepage www.alsdankeschön.de

 

Die Angebote in dem Coupon-Heft sind wirklich gut“, kommentiert Jürgen Litzka, der als Grafiker die Idee des Verkehrsvereins unterstützt und umgesetzt hat sowie flankierend weiter begleitet. „Es sind nicht nur Anbieter dabei, die Rabatt in Form von Prozenten oder absoluten Zahlen geben – und das in teilweise sehr attraktiver Höhe – sondern es wird auch deutlich, wie der lokale Zusammenhalt in der Krise jetzt gerade ist“. Dabei denkt Litzka zum Beispiel an das Angebot des Autohauses Deisenroth & Söhne, das als Coupon gar nicht einen Rabatt auf eigene Produkte oder Leistungen gibt, sondern geimpften Privatpersonen fünf Gutscheine zu je 50 Euro beim Kauf eines Autos aushändigt, die bei den teilnehmenden Coupon-Heft-Partnern frei eingelöst werden können. „So unterstützt das Autohaus andere Gewerbetreibende in der Stadt – und das ist wunderbar!“

 

Teilnehmer sind nicht nur Mitglieder des Alsfelder Verkehrsvereins. „Wir haben alle Gewerbetreibenden in Alsfeld angeschrieben, dabei hat uns die Wirtschaftsförderung der Stadt Alsfeld unterstützt“, erläutert Uli Lerch, ebenfalls Mitglied im Verkehrsverein die Arbeit der letzten Wochen. „Es hätten gerne noch mehr mitgemacht, aber nicht jeder hat durch sein Portfolio die Möglichkeit dazu“, erinnert er sich zum Beispiel an den lokalen Buchhandel, der gar keine Prozente auf Bücher geben darf.

 

Nicht nur solche Sachen waren abzuklären, sondern auch wie man die Aktionshefte an den Mann bringen kann: „Wir dachten ja erst, wir könnten sie in der Hessenhalle verteilen, das ist aber gesetzlich nicht möglich, da die Impfstelle unabhängig ist.“ Also steht seit Donnerstag an der Hessenhalle ein großes Bauzaunbanner, das darüber informiert, dass es das Couponheft gibt und dass man es sich gegen Vorlage der Impfbestätigung abholen kann. „Anders wäre es natürlich einfacher für uns gewesen. Jedoch ermöglicht es somit auch Menschen, die nicht in der Hessenhalle, sondern anderswo geimpft worden sind, ebenfalls Nutznießer der Aktion zu sein“, freuen sich Eisenach, Blankenhagen und Litzka, als sie bei dem Druckereibesuch im Alsfelder Druckhaus Waitkewitsch dem Andruck der Broschüre beiwohnten.

 

Das Druckhaus Waitkewitsch, das sich an der „Belohnungsaktion“ auch beteiligt, nutzte die Gelegenheit des Besuches, um seine Arbeit vorzustellen: Das relativ kleine Druckhaus mit 20 Mitarbeitern hat nämlich ganz interessante Kunden – von kleinen Gewerbetreibenden bis hin zu Globalplayern – die es ganz individuell betreut und viele Möglichkeiten und Techniken vorhält, um besondere Wünsche umzusetzen. Eines vieler Bespiele von vor Ort, wie wichtig Knowhow, Austausch, Kooperation und Zusammenhalt sind – gemeinsam kann man nämlich viel mehr. „AlsDankeschön“ ist eine situationsbedingte Aktion, soll aber auch gleichzeitig der Start und ein Signal für eine neue Ära des vom Verkehrsverein initiierten Aufwachens und Aktivwerdens der Alsfelder Gewerbetreibenden sein.